
November 17, 2025
Gutes Design entsteht selten durch einzelne Elemente, sondern durch ihr Zusammenspiel. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Genau deshalb wirken bestimmte Layouts sofort stimmig. Dahinter stehen Gestaltungsgesetze, die unser Auge automatisch nutzt. In diesem Beitrag schauen wir uns diese Gesetze an und wie sie im Alltag helfen, Ordnung und Klarheit zu schaffen.

Menschen ordnen Dinge automatisch zusammen, wenn sie dicht nebeneinander liegen. Ein Klassiker. Zwei Elemente rücken näher, schon gehören sie im Kopf des Betrachters zusammen.
Im Layout sieht man das ständig. Zum Beispiel bei Teaser-Texten. Wenn die Headline etwas Abstand zum Bild hat, aber direkt über dem Fließtext steht, wirkt sie sofort wie die Überschrift dieses Blocks. Man braucht keine Rahmen oder Pfeile. Abstand reicht.

Alles, was sich ähnlich sieht, fühlt sich verwandt an. Das kann eine Farbe sein, eine Form, eine Schriftstärke oder sogar eine Icon-Sprache.
Wenn du zum Beispiel auf einer Website mehrere Vorteile auflistest und alle Icons im gleichen Stil gezeichnet sind, entsteht sofort eine Gruppe. Man versteht das auf den ersten Blick. Mischst du dagegen zu viele Stile, wirkt es chaotisch, selbst wenn der Abstand stimmt.

Ein Rahmen oder eine Fläche verbindet Dinge miteinander. Klingt banal, ist aber unglaublich hilfreich.
Daher funktionieren Cards im Webdesign so gut. Sobald ein Kasten entsteht, wird der Inhalt darin automatisch als Einheit wahrgenommen.
Auch im Magazinlayout nutzt man das ständig. Infoboxen, Zitate, Hinweise, Tabellen. Alles hat eine kleine „Wohnung“, die für Orientierung sorgt.

Das Auge folgt Linien und Bewegungen. Man liest nicht nur horizontal, sondern spürt auch die Richtung einer Form.
Darum wirken schräg ausgerichtete Elemente manchmal so dynamisch und darum lenken horizontale Linien den Blick wie Schienen. Ein Layout kann dadurch ruhiger wirken oder spannender, je nachdem wie streng man diese Linien führt.

Ein eher technischer Begriff, aber im Alltag extrem relevant.
Alles, was sich im gleichen Bereich befindet, wird als Gruppe erkannt. Das kann eine farbige Fläche sein, eine Schattenbox oder einfach ein Bereich mit anderem Hintergrund.
Im Webdesign sieht man das meist in Sektionen. Ein farbiger Block, in dem Headline, Text und Button liegen. Obwohl zwischen den Elementen Platz ist, spürt man, dass sie zusammengehören.

Man kann Elemente auch durch Schriftgrößen und -gewichte gruppieren. Wenn die Subline etwas kleiner ist als die Headline, entsteht automatisch eine Beziehung.
Man braucht dafür nicht viel. Eine klare Headline, ein ruhig gestalteter Fließtext, vielleicht noch eine kleine Caption. Mehrere Ebenen helfen dem Blick, sich zu orientieren und erzeugen logische Gruppen, ohne dass man etwas visuell einrahmen muss.

Manchmal entsteht Gruppierung durch das Gegenteil. Leere.
Je mehr Platz zwischen zwei Elementen liegt, desto weniger wirken sie zusammengehörig. Das klingt simpel, ist aber oft das, was in vielen Designs fehlt.
Wenn ein Layout gequetscht aussieht, liegt es selten an falschen Farben oder Schriften. Meist fehlt Raum zum Atmen. Der weiße Raum ist die unsichtbare Grenze zwischen Gruppen.

Rastersysteme sind das Rückgrat der Gruppierung. Es gibt dir unsichtbare Linien, an denen sich Elemente orientieren können.
Im Editorial Design ist das Standard. Mehrspaltige Raster, Grundlinien, feste Abstände.
Im Webdesign funktioniert es genauso. Wenn mehrere Cards die gleiche Breite haben und sauber am gleichen Raster hängen, entsteht automatisch eine Gruppe. Selbst wenn sie unterschiedlich lang sind.

Ein Begriff aus der Informationspsychologie.
Das menschliche Gehirn kann nur eine begrenzte Menge an Informationen gleichzeitig verarbeiten. Deshalb teilt man Inhalte in kleine, gut verdauliche Portionen.
Auf Websites sieht man das vor allem bei Vorteilsliste, Steps, Teasern, FAQ-Elementen.
Chunking ist nichts anderes als: Weniger auf einmal. Dafür klarer gruppiert.
Am Ende greifen alle diese Prinzipien ineinander. Die Größe eines Elements, seine Farbe, sein Stil, sein Abstand zu anderen Bestandteilen. All das erzeugt Gruppen.
Manchmal reicht ein Millimeter. Manchmal braucht es einen klaren Kasten.
Wichtig ist vor allem, dass man versteht, wie der Blick über die Seite wandert und welche Elemente sich gegenseitig unterstützen sollen.
Grafikdesign ist oft ein Spiel aus Nähe, Abstand und Gewicht. Man gruppiert, trennt, verbindet wieder, bis eine klare Struktur entsteht.Wenn man diese Prinzipien einmal verinnerlicht hat, merkt man schnell, dass gutes Design selten von lauten Effekten lebt. Sondern von Ordnung. Von Luft.Und vor allem vom Gefühl, dass alles an der richtigen Stelle sitzt.